FAQ Blutdruckmonitoring
Es wird angenommen, dass eine chronische Lärmbelastung (z.B. bei Anwohnern von Flughäfen) zu einer höheren Rate an Krankheiten, Beschwerden und messbaren körperlichen Reaktionen im Bereich des autonomen Nervensystems führt. Dies kann so zu einer Erhöhung der Blutdruckwerte und der Erhöhung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläres Gesamtrisiko) beitragen.
Weiterhin besteht die Annahme, dass sich die Blutdruckwerte und das kardiovaskuläre Gesamtrisiko bei durch Fluglärm Betroffenen durch die Betriebsumstellungen am Frankfurter Flughafen verändern können.
Das Teilmodul "Blutdruckmonitoring" wird vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (IHU) geleitet und durchgeführt.
Während der ersten Messphase von Juli 2012 bis Mai 2013 nahmen über 1300 und während der zweiten Messphase von Juli 2013 bis Mai 2014 noch einmal mehr als 1100 Personen teil
Die Teilnehmenden am Blutdruckmonitoring wurden gebeten, mit dem telemedizinischen Blutdruckmessgerät, das sie für den Zeitraum der Untersuchung erhalten, im vereinbarten Zeitraum jeweils morgens und abends Ihren Blutdruck selbst zu messen und die Ergebnisse aufzuschreiben.
Eine schriftliche Anleitung erhielten Sie bei einem Hausbesuch, bei dem ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Justus-Liebig-Universität Gießen die Einzelheiten noch einmal erklären und die Selbstmessung mit den Teilnehmenden üben sowie ergänzend noch einige Gesundheitsdaten und den passiven Schallschutz der Wohnung erheben wird.
Im Rahmen der NORAH-Studie wurden beim Blutdruckmonitoring telemedizinische Blutdruckmessgeräte eingesetzt. Diese Geräte besitzen ein integriertes Bluetooth-Modul, mit dessen Hilfe sie die gemessenen Werte automatisch und kabellos an eine Übermittlungsstation (Mobiltelefon) senden. Diese leitet die empfangenen Werte ebenfalls vollautomatisch mittels einer geschützten Internetverbindung (SSL-Verschlüsselung) an eine sichere Online-Datenbank weiter. Der gesamte Übertragungsprozess erfolgt automatisch und in Echtzeit.
Im Rahmen der NORAH-Studie wurden die Messergebnisse aus den Blutdruckmessgeräten ausschließlich verknüpft über eine Identifikationsnummer (ID) - also ohne die persönlichen Daten des Teilnehmenden - übertragen.
Im Rahmen des Blutdruckmonitorings wurden die Teilnehmenden gebeten, ihren Blutdruck morgens nach dem Aufstehen (möglichst zwischen 6:00 und 8:00 Uhr und abends (etwa 12 Stunden nach der morgendlichen Messung) selbst zu Messen. Diese Messungen sollten täglich über 21 Tage hinweg wiederholt werden.
Am Blutdruckmonitoring im Rhein-Main-Gebiet können befragte Personen aus Modul 1 (Studienteil "Lebensqualität") teilnehmen, die eingewilligt haben, auch zusätzlich für das Blutdruckmonitoring (BM) kontaktiert zu werden. Damit entspricht das Untersuchungsgebiet des BM dem für Modul 1. Einbezogen werden damit unterschiedlich fluglärmbelastete Personen, um dadurch die Wirkung verschieden hoher Fluglärmbelastungen auf den Blutdruck abschätzen zu können:
- Der gesamte Untersuchungsraum ist eingegrenzt durch die Fluglärm-Dauerschallpegel-Kontur für Tag/Nacht in Höhe von 40 dB(A). Nachts liegen diese Leq-Werte am äußeren Rande des Untersuchungsraums unter 40 dB(A).
- Innerhalb dieses Untersuchungsraums werden die Wohngebiete nach der Fluglärmbelastung (Tag/Nacht-Dauerschallpegel) gruppiert. Ferner werden die Wohngebiete anhand von Prognosepegeln für Fluglärm für das Jahr 2020 (Frankfurt/Main) drei Gebietsgruppen zugeordnet: (1) Gebiete mit erwarteter Zunahme, (2) Gebiete mit erwarteter Abnahme, (3) Gebiete ohne erwarteter Änderung (über +/- 2dB hinaus) der Fluglärmbelastung.
- Aus dieser Gebietszuordnung nach aktueller und prognostizierter künftiger Fluglärmbelastung wird innerhalb dieser Zuordnung (Untersuchungszellen) eine Zufallsauswahl von Adressen auf Basis von Melderegisterdaten gezogen.
- Im Ergebnis hat man damit eine Zufallsauswahl von Personen, geschichtet nach aktueller und künftig erwarteter Fluglärmbelastung.
- Die Streuung über verschieden hohe aktuelle und künftige Fluglärmbelastungen erlaubt es Expositions-Wirkungsbeziehungen zu berechnen. Diese Berechnungen erfolgen auf Basis jährlich aktualisierter Fluglärmberechnungen.
Am Blutdruckmonitoring konnten Personen teilnehmen, die im Untersuchungsraum der NORAH-Studie ständig leben. Befragte Personen aus Modul 1, die einer Kontaktierung im Rahmen der Teilnehmerrekrutierung für das Blutdruckmonitoring zugestimmt haben, wurden durch die Justus-Liebig-Universität Gießen telefonisch kontaktiert. Zusätzlich wurden 8000 nach einem Zufallsverfahren ausgewählte Personen aus dem Untersuchungsraum schriftlich kontaktiert und um Teilnehme gebeten.
Das Blutdruckmonitoring wurde nur bei Erwachsenen durchgeführt. In die Studie wurden Personen mit einem Alter über 18 Jahre einbezogen, eine obere Altersgrenze gabt es nicht.
Die Teilnehmer sollten in der Lage sein, ihren Blutdruck eigenständig zu messen, nachdem sie bei einem Hausbesuch mit unseren Studienmitarbeitern geübt haben.
Personen, die in einer Wechselschicht arbeiten, die auch Nachtschichten einbezieht, konnten leider nicht teilnehmen.
Personen, die ausschließlich in Nachtschichten arbeiten, konnten an dem Monitoring teilnehmen.
Die in den verschiedenen Teilstudien der NORAH-Studie ermittelten Belastungs-Wirkungsbeziehungen gelten auch für Orte, die nicht untersucht wurden, solange die Lärmsituation als solche bzgl. Anzahl, Lautstärke und Tageszeit der Lärmereignisse vergleichbar sind mit Orten, die in die Untersuchung einbezogen werden.
Seitens der zuständigen Ethikkommission des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen liegt ein positives Votum für die Durchführung des Blutdruckmonitorings vor. Damit wird bestätigt, dass die Vorgehensweise im Einklang mit der notwendigen guten wissenschaftlichen Praxis und den damit verbundenen ethischen Prinzipien steht.
Die Teilnahme an der Studie war vollkommen freiwillig. Jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer wurde bei dem Hausbesuch vor Beginn jeglicher Befragungen und Untersuchungen eine schriftliche Information und Einverständniserklärung ausgehändigt, die noch einmal die Informationen enthielt, die vorab bei der telefonischen Terminvereinbarung mündlich gegeben wurden. Erhebungen und Untersuchungen starteten erst dann, wenn eine schriftliche Einverständniserklärung gegeben wurde.
Diese Einverständnis konnte jederzeit auch rückwirkend widerrufen werden. In diesem Fall wurden alle Daten gelöscht, die bis dahin über den Teilnehmer vorliegen.
Mit dem hessischen Datenschutzbeauftragen wurde vereinbart, die sicherstellt, dass die persönlichen Daten unserer Untersuchungsteilnehmerinnen und Untersuchungsteilnehmer nur anonymisiert ausgewertet werden. Dadurch wird gewährleistet, dass die Ergebnisse keine Rückschlüsse auf einzelne Personen zulassen. Weiterhin ist sichergestellt, dass die Adressen und persönlichen Angaben nicht für andere Zwecke verwendet und an andere Stellen weitergegeben werden können. Nach Beendigung der Studie werden alle persönlichen Daten gelöscht.
Für detailiertere Datenschutzangaben schauen Sie bitte in unsere spezielle Datenschutz-FAQ
Die Studie trägt der Tatsache Rechnung, dass die Wohnbevölkerung oftmals mehr als einer Verkehrslärmquelle ausgesetzt ist. Ziel der Studi ewar es daher die Gesundheits- und Belästigungswirkungen einzelner Verkehrslärmquellen oder mehrerer gleichzeitig auftretender Verkehrslärmquellen zu untersuchen. Dabei wurde auch geprüft, ob je nach Art der Verkehrslärmquelle unterschiedliche Wirkungen auftreten.